Mädchen für alles

Erinnert sich noch jemand an die Mohr im Hemd Debatte hier am Blog? Nach wie vor ist das der Beitrag mit den meisten Kommentaren hier und nach vor verstehe ich die Aufregung, um eine Speise nicht so ganz. Es gibt aber Werbungen die sind so richtig fies und das gleich auf mehreren Ebenen, ohne das es sofort auffällt. Die Firma Mercedes, deren Hauptaufgabe es ist Autos herzustellen, die mit hunderten PS auf Straßen fahren sollen, wo die Durchschnittsgeschwindkeit ohnehin nur 30 Km/h beträgt, hat gerade so ein Inserat im Spiegel publiziert. 74134_1663753878972_1391006357_31768971_6826687_nUnter der Woche sind Sie Chef. Am Wochenende Mädchen für alles. Das impliziert zuerst einmal eines: Männer führen Firmen, leiten Konzerne, sind schlicht Vorgesetzte, während Frauen alles andere machen dürfen. Deswegen dürfen, weil Mädchen für alles anscheinend bedeutet mit den Kindern am Teppich herumzutollen, während das "Mädchen für unter Woche" gar nicht im Bild ist. Genau solche Werbungen sind ein gutes Beispiel dafür, woran es in Sachen Gleichberechtigung mangelt. Es sind dabei aber nicht nur die Frauen, denen hier ein wünschenwertes Rollenbild aufgedrängt wird, sondern auch den Männern. Als Vater in Karenz, betrifft mich diese Werbung genauso, denn schließlich bin ich die ganze Woche höchstens der Chef in der Badewanne, wenn wir denn eine hätten. Ich wäre also gar nicht würdig, einen Mercedes zu fahren. Nach wie vor werden ganz selbstverständlich die Aufgaben Erziehung und Pflege, den Frauen zugeordnet, während Karriere und Beruf den Männern vorgeschrieben wird. Wer jetzt meint, das wäre ein wenig viel in eine Werbung hineininterpretiert, dem empfehle ich, sich einmal in Kindererziehungliteratur zu vertiefen. Bereits dort wird ganz selbstverständlich der Mutter die fürsorgliche Rolle zugeschrieben, während der Vater unter Tags arbeiten sollte. Bereits dort wird das Fundament für die spätere Ungleichbehandlung gelegt. Dazu braucht man übrigens nichtmal die Bücher zu lesen, es reicht eine Zählung der Fotos von Frauen mit Kindern in Vergleich zu Männern mit Kindern. Es wäre also viel wichtiger und nachhaltiger, einmal Erziehungsrategeber, Kinderbücher und die Werbung auf Stereotypen zu überprüfen als jedem Binnen-I hinterherzujagen.
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