Warum VdB verlieren wird

Wahlprognosen sind immer schwer und meistens falsch und ich hoffe, dass ich diesmal total falsch liege. Andererseits, schlechter als jene Esoteriker, die sich auch gerne Meinungsforscher nennen, kann ich ja auch nicht liegen. Es geht mir bei dieser Analyse auch darum aufzuzeigen, warum es keine Partei im allgemeinen und die Grünen im besonderen schafft, der FPÖ, das Wasser abzugraben.

Keine Partei - außer viellecht den NEOS - ist weniger verantwortlich für den Status Quo der Republik als die Grünen. Und trotzdem werden die Grünen als Teil des Establishments als Teil der herrschenden rot/schwarz Nomenklatura wahrgenommen. Warum? Weil die Grünen selbst von einer tiefen Sehnsucht getragen werden, eine ganz normale Partei zu sein. Aber die Zeiten der normalen Parteien sind vorbei, sie wurden spätestens im ersten Wahlgang der Wahlen zum Bundespräsidenten abgewählt. Die Grünen glauben aber noch immer, es ginge um eine Art Nachfolge für SPÖ und ÖVP, während die FPÖ schon lange darauf setzt, gegen das System - wie vage das auch immer ist - und damit auch kein Nachfolger von Niemanden zu sein. Van der Bellen versucht sich als Nachfolger von Heinz Fischer zu inszenieren und begibt sich damit ins Beliebkeitseck von Rot/Schwarz.

Schon am Wahlabend des ersten Wahlgangs konnte man eindeutige Unterschiede zwischen Hofer und VdB erkennen. Während Hofer nicht einmal versuchte, den Anschein zu erwecken, auch nur einen Millimeter von seinen Forderungen und Aussagen abzugehen, war Van der Bellen verzweifelt bemüht, es allen Recht zu machen. Dieses Bemühen um Beliebigkeit verbunden mit dem Verstecken alles “Grünen” begann mit dem Kardinalfehler der “unabhängigen Kandidatur”. Kein Mensch glaubt diesen Blödsinn, aber wenn Alexander van der Bellen plötzlich kein Grüner mehr sein will, worin unterscheidet er sich dann von jedem anderen herkömmlichen Flip-Flopper in Österreich? Ein Politiker, der es allen Recht machen will, macht es am Ende niemanden Recht. Und ich wage die These, dass die meisten Menschen eher divergierende Meinungen akzeptieren können als beliebige. Den Gipfel der Beliebigkeit erreichte Van der Bellen, als er sich letzte Woche zum Freund der Jagd erklärte, um Josef Prölls Anhänger (gibt es die?) nicht zu vergraulen.

Apropos Pröll. Wer glaubt eigentlich an die Kraft von Personenkomitees? Richtig, Alexander van der Bellen. Wenn Willi Resitarits oder Erhard Busek eine Wortspende für VdB abgeben, dann wird das genau niemanden überzeugen, außer jene, die Van der Bellen als Kandidat des Establishments aufbauen wollen. Ich gebe zu, es ist interessant zu wissen, was jemand warum wählt. Aber diese Bessenheit mit Wahlempfehlungen und Personenkomitees hat etwas von hofstaatliches und sehr unegalitäres. Norbert Hofer hat übrigens kein Personenkomitee.

Bei der unsäglichen Diskussion auf ATV stellte VdB Hofer mehrmals die selbe Frage:

Welcher europäische Politiker von Rang befürwortet ihre Kandidatur?

Ob er wohl gemerkt hat, dass er damit genau im Sinne Hofers agiert?

Selbst bei den Plakaten, deren generelle Sinnhaftigkeit für politische Kommunikation ich anzweifle, ist VdBs Wahlkampf obskur. Heimat? Ok, den Begriff sollten wir wirklich nicht den Blauen überlassen, sondern zurück holen. Jeder Publizitik Student im ersten Semester weiß aber auch, dass das nicht in ein paar Wochen mit ein paar Wandersujets gelingen wird. So passiert es also, dass VdB Heimat und Norbert Hofer Vernunft plakatiert. Norbert Hofer ist aber von Vernunft ungefähr genauso weit entfernt wie ich von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen. Wie konnte es passieren, dass die FPÖ ungestraft versucht, diesen Begriff zu kapern?

Österreichs Grüne haben immer wieder die Chance verpasst, eine breite Alternative zur großen Koalition zu sein, weil sie Breite mit Beliebigkeit verwechselten. Es geht heute mehr denn je um eindeutige Positionen und Haltungen. Warum VdB viele dieser Positionen versteckt, bleibt mir ein Rätsel.

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