profil.at - Ist da jemand?

Vor kurzem hat profil mit lautem Mediengetöse die Klarnamenpflicht auf der eigenen Homepage eingeführt. Die futurezone hat dazu schon einen sehr präzisen Beitrag geschrieben, wie lächerlich die technische Umsetzung dieser Pflicht ist. Das hält freilich weder Herrn Rainer noch profil davon ab, sich zur Netzgouvernante aufzuspielen.

Faktisch kann man sich auf profil.at noch immer mit jedem beliebigem Namen registrieren. So konnte ich mich heute vormittag ohne Probleme als Micky Mouse gebohren 1902 registrieren und kommentieren. profil hat also genau das getan, was dessen Herausgeber den Hasspostern mit Verve vorwirft, es wurde gefaket. Das einzig neue an den profil Foren ist, dass jetzt eben auch der vermeintliche Vor- und Nachname angezeigt werden. Zu behaupten, das wäre schon eine Klarnamenpflicht, ist schlicht eine Lüge.

Die Frage ist jetzt, interessiert das irgendjemanden? Denn die Online Präsenz von profil.at ist traditionell kaum relevant und bleibt von usern weitgehend unbeachtet. Ich habe dazu ein kleines Skript geschrieben und erhoben wie viele Kommentare überhaupt auf profil.at so abgegeben werden? Das Ergebnis hat mich verblüfft, würde heftig.co schreiben.

Auf der Frontpage sind genau 70 verschiedene Artikeln verlinkt, insgesamt wurden 104 Kommentare von 45 verschiedenen Usern abgegeben. Ich kenne private Facebook Profile von Personen mit weniger als 100 Freunden, die mehr Interaktion aufweisen als das “größte Nachrichtenmagazin des Landes”. Jetzt könnte man behaupten, das ist wegen der Klarnamenpflicht. Stimmt aber leider nicht, profil.at war Internet-Usern auch schon vorher egal.

Wenn also ein Nachrichtenmagazin, dass online derart irrelevant ist und auch 2014 das Internet immer noch nicht ansatzweise verstanden hat, eine lächerliche Klarnamenpflicht einführt, warum nehmen wir das ernst? Warum berichten nahezu alle großen Medien darüber, ohne auch nur einmal zu fragen, wie viele User profil.at überhaupt hat und welche Netzkompetenz dort überhaupt vorhanden ist?

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