Netzsperren umgehen - Eine Anleitung

Ein Verein des urheberrechtlich industriellen Komplexs kann jetzt also Provider unter Druck setzen und diese zwingen, bestimmte Webseiten für seine KundInnen zu sperren. Abgewrackte Industrien mit abgehalfterten Businessmodellen finden es eben bequemer, ihr Glück bei den Gerichten zu versuchen, als sich auf einen sich verändernden Markt einzustellen. Das war schon bei den Bierkutschern so. Sei’s drum, es wird nichts bringen, weil es ohnehin relativ einfach ist, diese Zensurmaßnahmen zu umgehen. ACHTUNG: Weil die Netzzensur erst morgen online geht, konnte ich nichts davon testen. Ich werde diese Seite updaten, sobald ich dazu Ergebnisse habe.

#Was wurde gesperrt?

Demnächst werden für KundInnen von mehrerer großer Provider die Seiten thepiratebay.se, www.kinox.to und www.movie4k.to gesperrt. Das heißt die Seiten sind nicht mehr direkt über den Browser abrufbar.

#Wie können die Sperren umgangen werden?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Sperren zu umgehen. Manche sind einfacher umzusetzen, andere komplizierter, aber dafür letztlich zuverlässiger. Hier ein kleiner Überblick.

##Variante 1: IP Adressen direkt eingeben

Jeder Server hat eine IP Adresse, und in Wirklichkeit ist die Webadresse nur ein Alias, der auf diese IP Adresse verweist. Jedenfalls kann man diese Adressen auch direkt im Browser aufrufen. Für die drei gesperrten Seiten habe ich schonmal die IP-Adressen ermittelt.

Bei kleineren gesperrten Seiten funktioniert diese Methode allerdings nicht, weil diese sich meistens eine IP mit anderen Seiten teilen. IP-Adressen können sich auch ändern. Über einen sogenannten Reverse IP Check kann man die neue Adresse aber sehr einfach herausfinden.

##Variante 2: DNS Server ändern

DNS steht für “Domain Name System”. Das ist die Datenbank, die jedem Rechner-Namen eine IP-Adresse zuordnet. Jeder Provider stellt diese Datenbank als DNS-Server zur Verfügung. Praktischerweise werden über diesen Server meistens auch die Netzsperren ausgeführt. Das heißt der DNS-Server liefert einfach ein falsches Resultat und nicht die ausgwählte Seite zurück. Das kann ganz einfach umgangen werden, indem man einen anderen, neutralen DNS-Server verwendet. Meine Empfehlung ist, OpenDNS zu verwenden. Die Leute dort wissen, was sie tun und sind ziemlich zensurresistent. Als US-amerikanisches Unternehmen kann man natürlich berechtigte Bedenken gegen OpenDNS haben, eine Alternative, die über jeden Zweifel erhaben ist, wäre der Server des Chaos Computer Clubs unter 212.12.48.1. Google bietet ebenfalls einen DNS Service an, aber die wissen ohnedies schon genug über uns. Wikipedia führt ebenfalls eine Liste von alternativen DNS-Servern.

Wie man den DNS-Server ändert, beschreibe ich unten. Wichtig: Man muss den DNS-Server nur an einer Stelle ändern - entweder zentral im Router oder an jedem angeschlossenen Gerät.

####DNS im Router ändern

Um den DNS im Router zu ändern, muss man die Web-Oberfläche zur Konfiguration laut Anleitung aufrufen. Der konkrete Menüpunkt kann je nach Modell und Firmware variieren. Suche nach Punkten wie “Erweiterte Einstellungen”, “Advanced Settings”, “WAN”, “DNS” oder “Static DNS”. Hier einfach die beiden Adressen von OpenDNS 208.67.222.222 und 208.67.220.220 in die Maske eintragen und speichern. Wahrscheinlich muss man den Router anschließend neu starten.

Falls diese Erklärung unzureichend war, OpenDNS hat Anleitungen für viele gängige Router.

####DNS direkt am Gerät/PC ändern

####Alternative: DNS Crypt

Eine sehr praktible Alternative ist der Einsatz des Tools DNS Crypt. Damit kann man nicht nur grafisch sehr einfach einen alternativen DNS Server auswählen, sondern gleichzeitig wird auch der gesamte DNS-Traffic verschlüsselt. Damit kann man also nicht nur der Urheberrechtsmafia, sondern auch der NSA eines auswischen. Nähere Informationen zu DNS-Crypt gibt es hier. Man kann aber auch die Software direkt downloaden und installieren. Das Ding ist ziemlich selbsterklärend. Für Windows ist das Ding aber ziemlich kompliziert, daher eher nur für den Mac zu empfehlen.

Download für MacOSX

##Variante 3: TOR

Meiner Meinung nach die beste Variante ist TOR. TOR ist eine Anonymisierungssoftware, die dafür sorgt, dass nicht nachvollziehbar ist, welche Webseiten man aufgerufen hat. Das funktioniert vereinfacht indem der Aufruf einer Webseite über mehrere Server geleitet wird. Das praktische in diesem Fall ist, dass auch der Provider nicht wissen kann, welche Seite wir aufrufen und somit auch nichts zensurieren kann.

Die Installation von TOR ist mittlerweile sehr einfach geworden. Am besten man installiert das TOR-Browser-Bundle. Das ist ein modifizierter Firefox Browser. Wenn man diesen Browser verwendet, surft man anonym und unzensuriert.

##Variante 4: Proxies

Speziell für The Pirate Bay gibt es sogenannte Proxies, die auf dieser Seite sehr einfach aufgerufen werden können.

##Variante 5: Zenmate (Google Chrome only)

Für den Chrome Browser gibt es eine Extension names Zenmate. Zenmate verschlüsselt den Traffic des Browser und routet diesen über eigene Server in verschiedenen Länder. Ich persönlich traue der Anonymisierungsfunktion von Zenmate nicht, zumal das Unternehmen meine Surfgewohnheiten sehr einfach mitloggen kann. Aber um die Zensur unserer Provider auszuhebeln, reicht das Tool allemal.

##Variante 6: VPN Services

Im Netz gibt es viele kostenpflichtige VPN Services. Dabei wird der gesamte Traffic des Rechners über einen anderen Server in einem anderem Land geleitet. Zensurmaßnahmen des Providers sind somit zwecklos. Im Schnitt kosten diese Dienste 5-10 Euro monatlich. Mir persönlich wäre das nur zur Umgehung von Netzsperren nicht wert. Ich verwende aber ipredator wenn ich mich mit fremden WLANs verbinde, aber das ist eine Security Sache und hat mit der Netzzensur wenig zu tun.


Updates: * DNS Server des CCC eingefügt. * Tor präzisiert. * Wie heute bekannt wurde, werden zumindest in den nächsten zwei Wochen keine Netzsperren errichtet.

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