Die Jagd auf Eugen Freund

Bevor Eugen Freund Spitzenkandidat der SPÖ wurde lief er bei mir in der Kategorie “ja eh”. Ich bin mir nichtmal sicher, ob ich gewusst hätte, dass er die ZIB moderierte. Aber wurscht. Die SPÖ hatte offensichtlich wenig Vertrauen in die Zugkraft des bestehenden Personals und außerdem hatte man wohl seit Hans Peter Martin noch eine Quereinsteiger Rechnung offen. Schließlich sollte bewiesen werden, dass auch die SPÖ tolle und im RL (Wie nennt ihr PolitikerInnen eigentlich das Leben außerhalb der Parlamnetskantine?) irgendwie erfolgreiche Menschen für sich gewinnen kann.

Und nach einem Interview mit 1.5 dummen Antworten war der Zauber auch schon vorbei. Eugen Freund wusste nicht wie viel ein Arbeiter in Österreich durchschnittlich verdient und er wollte sein Gesicht auf Bussen plakatiert sehen. Die eigentliche Frage hat im Anschluss keiner gestellt. Wie unprofessionell und dumm ist eigentlich das SPÖ-Wahlkampfteam? Gerade bei Quereinsteigern sollte man auf diese Art von Fangfragen gefasst sein. Haben die keine Liste für alle KandidatInnen wo ein paar Basic Facts zum auswendiglernen drin stehen? zb Wieviel kostet ein Liter Milch, ein Kilo Brot und eine Wurtsemmel. Wie hoch ist das BIP, die Staatsschulden, die Hypohaftungen etc… Wahrscheinlich dachte man dort einfach, dass die Arbeit mit einem Gesicht aus dem ORF ohnehin schon getan sei.

Ab diesem Zeitpunkt hatte Eugen Freund keine Chance mehr. Ich habe keine Ahnung, ob Eugen Freund eine eigene Agenda hat und was seine Vorstellungen zur EU sind und schon gar nicht, ob er ein guter Politiker wäre. Denn ab diesem Zeitpunkt überboten sich die Medien mit Berichten darüber, welche Dumpfbacke da für die SPÖ kandidiert. Das hat natürlich rein gar nichts mit seiner ORF Vergangenheit zu tun und dass die KollegInnen von den Printmedien deswegen Vorurteile hätten. Es wurde jedes Wort auf die Waagschale gelegt und damit einher ging folglich, dass der Kandidat auch nichts mehr angreifbares von sich gab. Er wurde weichgewaschen.

Quelle: Kurier

Erster negativer Höhepunkt des öffentlichen Freund Bashings war diese Kurier Fotostory. Ei wie lustig, der Kandidat muss eine Veranstaltung für SPÖ Pensionisten besuchen und schaut dabei gelangweilt drein. Gewürzt wird das ganze mit lustigen Blasmusikanten und einem mehr oder weniger tolpatschig klatschenden Eugen Freund. Anstatt sich zu fragen, ob so ein “Wahlkampf in den Bierzelten” vor den eigenen Leuten zeitgemäß und sinnvoll ist, nimmt man beim Kurier lieber den einfachen Weg und beschränkt sich auf Fotos, die den Kandidaten gezielt lächerlich machen sollen. Dabei könnte man solche Fotos von jedem Spitzenkandidaten jeder Partei machen. Wie wärs mit Ulrike Lunacek beim Bratwurst essen, Angelika Mlinar wie sie stolpert und Othmar Karas beim Gähnen? Wahlkampf ist anstrengend und höchstwahrscheinlich auch langweilig für PolitikerInnen, so what? Das zu hinterfragen wäre allerdings journalistische Arbeit.

Während es bei Frank Stronach mehrere desaströse Interviews und kuriose Aussagen über Berufskiller brauchte, reichte bei Eugen Freund eine falsche Antwort in einem Interview, um sein Medienschicksal zu besiegeln. Dort wird er jetzt ewig der leicht arrogante, naive Tolpatsch bleibe,n während alle auf den nächsten Fettnapf warten. Man muss sich dabei die Frage stellen, ob wir tatsächlich nur BerufpolitikerInnen wollen, denn jeder, der mit einem Quereinstieg in die Politik liebäugelt, wird sich einen solchen angesichts dieses Fallbeispiels zehn mal überlegen. Klar viele Quereinsteiger scheitern an ihrer eigenen Persönlichkeit zb Hans Peter Martin, Frank Stronach oder Richard Lugner. Aber mal ehrlich verglichen mit den Ja-SagerInnen im Parlament die sich hinter dem Klubzwang verstecken und einer Bundesregierung, die angeblich ohnehin nur auf alternativlose Sachzwänge reagiert, sind sogar diese Extremfälle akzeptabel.

Aber zurück zu Eugen Freund. Den Vorläufigen Höhepunkt bietet dieses Foto von einer Plakatpräsentation. Neben den Medien haben sich diesmal sogar die Grünen auf die Ebene unterhalb der Gürtellinie begeben. Politik basht sich selbst!-(

Quelle: diepresse.com

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