Die Brigade der Offline Schmarotzer

Österreichs Verleger in der Form des VÖZ fühlen sich mal wieder laut derstandard.at vom bösen Internet gefährdet. Wenn der VÖZ sich Gedanken über das Internet macht, dann ist das ungefähr so, wie wenn der Papst ein Sachbuch übers Kamasutra schreiben würde. Rekapitulieren wir mal, wofür ein Großteil der österreichischen Medien so steht. Über die herausragende Qualität kann man sich zum Beispiel bei Kobuk täglich informieren, ein Medienwatchblog, das aller voraussicht nach ebenfalls von geforderten Leistungsschutzrecht betroffen wäre. Ein weiteres wichtiges Merkmal österreichischer Medien ist die überaus große Bereitschaft die Grenze zwischen Inseraten und Content nicht ganz so eng zu ziehen, besonders für die Politik wird dann schonmal Faymann zum Austro-Obama oder ÖBB-Ombudsmann gemacht. Allein im dritten Quartal 2012 gab die öffentliche Hand 37 Millionen Euro an Inseraten aus, um eine weiterhin gewogene Berichterstattung zu sichern. Und schließlich sind die österreichischen Zeitungen sehr große Subventionsnehmer, die jährlich mit 13,9 Millionen Euro direkt gefördert werden. Aber kennen wir den VÖZ auch noch von einer besonderen Glanztat. Der VÖZ ist nämlich auch durch sein mehr oder weniger geschicktes Lobbying dafür verantwortlich, dass seit der letzten Novelle des ORF-Gesetzes, der ORF nicht mehr auf Facebook aktiv sein darf. Mit dem Spiel der freien Kräfte auf einem freien Markt hat also das Verlegen einer Zeitung ganz offensichtlich nichts zu tun. Es geht nicht um Qualität sondern schlicht ums Geld. Aber schauen wir uns mal die Aussagen der Verleger im Detail an:
"Neben der Urheberrechtsproblematik ruiniere Google auch die Werbepreise im Online-Bereich"
Ein herzliches Mimimimi ist hier wohl angebracht. Diese Aussage zu Ende gebracht, hieße nichts anderes als eine Regulierung des Online Anzeigenmarktes. Das würde zu einer Branche passen, der ein freier Markt derart fremd ist. Abgesehen davon ist die Aussage aber eine dreiste Lüge, denn die Online Werbepreise hat man sich ganz selbstständig und ohne Hilfe von Google ruiniert, indem man Online als "Naturalrabatt" zur Printanzeige dazu geschenkt hat. Ein Faktum, das hier gerne unterschlagen wird und bis heute gängige Praxis ist.
"Es ist Diebstahl, wenn Inhalte, die wir zahlen, abgesaugt werden"
Diebstahl ist ein Wort, dass in keiner Urheberrechtsdebatte fehlen darf. Diebstahl würde allerdings Eigentum voraussetzen, dass hier aber nicht vorhanden ist. Ganz im Gegenteil nutzen die Verleger die kostenlose Google Infrastruktur, um mehr Besucher auf Ihre Seite zu bringen. Vielleicht sollte man mal diese Gratiskultur beseitigen.
"Google betreibt durch Zugriff auf Inhalte Dritter Schmarotzertum"
Lustigerweise wird das immer von jenen Herausgebern behauptet, deren Online-Medien ganz besondere Anstrengungen in Sachen SEO unternehmen. Das heißt viele Verlegen wollen von Google gefunden und angezeigt werden und fördern dies sogar, um sich anschließen darüber zu beschweren. Dabei gäbe eine ganz einfache Möglichkeit zu verhindern, dass Google jemals auf die eigene Seite zugreift einfach in die robots.txt. Sollte jetzt ein mitlesender Verleger nicht wissen, was das ist, einfach danach googlen hilft. Als politisch interessierter Mensch fragt man sich, wie konnte die politische Situation in Österreich so ausweglos, so intelligenzverachtend und so stumpfsinnig werden. Einen großen Teil der Schuld tragen unsere Verleger und Herausgeber, die miese Qualität auf Kosten der SteuerzahlerInnen bieten und nun auch noch mit der Forderung nach einem Leistungsschutzrecht, etwas beschränken wollen, das sie nicht verstehen. Ganz ähnlich zur anmaßenden Kunst hat Recht Initiative wollen hier Schmarotzer einen Teil vom Kuchen, der Ihnen gar nicht zusteht und übersehen dabei, die Auswirkungen. Mein Mitleid mit Google hält sich dabei zwar in Grenzen, allerdings traue ich den Algorithmen Google's immer noch mehr als den windigen Moves der Herrn Fellner, Dichand und Co.  
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