Zum Frauentag

Keine TV-Sendung, kein Radiobeitrag zum Frauentag, zur Gleichberechtigung oder zur Kindererziehung vergeht, ohne dass nicht einer von ihnen dabei wäre. Männer vom Typus streberhafter Karenzvater, die sich ihren Applaus abholen, weil sie doch in der Nacht ganz heldenhaft die Windeln wechseln und unter Tags den Kinderwagen zum Kaffee Latte trinken mitnehmen. Bei mir verursacht diese zur Schaustellung gönnerhaften Männertums höchstens Würgereflexe. Andererseits ist es auch zu verlockend, als Vater in Karenz genießt man immer und überall einen Sonderbonus, den man Müttern so nie zubilligen würde. Du kommst zu spät zu einem Termin? Kein Problem einem Vater in Karenz wird das verziehen. Du nimmst Dein Kind zu einem geschäftlichen Termin mit? Alle finden es toll. Auch diese Möglichkeit haben Frauen mit Kind wohl weniger. Allerdings sind es vor allem Frauen, die einem diese Sonderbehandlung zu Teil werden lassen. Da wird man schon mal in der U-Bahn angeflirtet, öffentlich gelobt, wie toll und modern (sic!) das nicht sei. Kurzum alle sind fröhlich und es schlägt dem gemeinen Vater in Karenz nur Bewunderung entgegen. Ganz so als hätte man gerade den Mount Everest bezwungen oder wäre gerade von der ersten Marslandung zurückgekommen. Es gibt aber noch eine zweite Gruppe von Frauen, die neben der Bewunderung auch noch gute Tipps auf Lager haben, denn schließlich wissen Frauen es dann doch besser. Da wird man schonmal darauf hingewiesen, dass dem Baby jetzt ganz bestimmt heiß sei oder gefragt, ob es denn nicht vielleicht doch Hunger habe. Manche stellen auch Kontrollfragen, wann es zuletzt gegessen oder geschlafen habe oder ob es denn mit sieben Monaten eh schon sitzen könne. Letztlich offenbaren beide Verhaltensweisen Geisteshaltungen unserer Gesellschaft, die sich schwer verdrängen lassen. Die beiden Prämissen dieser Geisteshaltung lauten:
  • Frauen sind von Natur aus zur Kindererziehung verpflichtet oder gar verdammt. Deswegen werden Väter in Karenz bewundert wie Typen aus der Freakshow.
  • Frauen können Kindererziehung besser. Väter sind da nur die zweitbeste Lösung.
Dazu kommen ähnlich streberische Bobofrauen wie zum Beispiel die Königin der SpießbürgerInnen Doris Knecht. Die letztlich sehr wohl ein klassisches Rollenbild verkörpern, dieses aber lediglich mit ein wenig vermeintlicher Coolness öffentlich per Kolumne aufpeppen. Aber auch die Frauenministerin, die drauf beharrt, dass die Obsorge für Kinder bei der Frau bleiben muss, unterstützt damit lediglich den Status Quo, der prinzipiell Erziehungskompetenz den Frauen zuordnet. Was hilft? Quoten sind gut aber nur eine Maßnahme zur positiven Diskriminierung von Frauen. Letztlich müssen wir bei der Erziehung unserer Kinder ansetzen. Die ist derzeit durch und durch in weiblicher Hand und deren Vorbildwirkung geprägt. Männer müssen selbstverständlich und nicht als streberhafte Exoten nicht nur Verantwortung für die Erziehung übernehmen sondern auch in unserem Erziehungssystem. Das heißt es braucht auch eine Männerquote bei den KindergärtnerInnen und VolksschullehrerInnen. Schwierig zu erreichen, weil das eben nicht unbedingt die Jobs sind, um die sich Männer reißen. Wie gesagt ich bin für die Frauenquote auf möglichst vielen Ebenen, aber sie bleibt eine radikale Zwangsmaßnahme. Eine ähnliche radikale Zwangsmaßnahme muss auch im Erziehungsbereich her, dort müssen insgesamt die Gehälter steigen, besonders für Männer, um einen Anreiz zu schaffen.
blog comments powered by Disqus