Die Lehren aus Wikileaks / Cablegate

Die Vertreter der Nomenklatura haben es derzeit schwer. Zu bestaunen waren sie zum Beispiel in der Form von Albert Rohan und Ursula Plassnik im Club2. Gerade im Bereich der Diplomatie gibt es jede Menge Herrschaftswissen und Codes, die jetzt unter anderem von Wikileaks entschlüsselt und veröffentlicht werden. Plassnik, Rohin aber auch Klenk waren im Club2 die Verteidiger des Status Quo - ihres Herrschaftswissens quasi. Da ist der Ruf nach einer Kontrolle der Kontrolleure bei Wikileaks ausgesprochen hahnebüchen, denn auch Klenk wird durch niemanden kontrolliert und nimmt sich sogar das Recht heraus, seine Informationen zu filtern. Im Gegensatz dazu veröffentlicht Wikileaks immer die gesammten Dokumente ganz ohne eigene Interpretation und Filter. Seis drum, auch die Bierkutscher konnten sich langfristig nicht halten und so wird es auch den Bewahrern der alten verschlossenen Welt gehen. Mir geht es um etwas anderes, nämlich die Frage, wie kann man Wikileaks verbessern bzw. die Idee vorantreiben? Wikileaks muss sich von Assange emanzipieren Schon eine komische Sache, dass jemand, der der USA massiv ans Bein pinkelt, plötzlich einen internationalen Haftbefehl ausgesetzt wird, aber solche Zufälle soll es geben. Sie sind ungefähr genauso wahrscheinlich, wie dass ein Staatsanwalt vergisst gegen einen ehemaligen Minister zu ermitteln. Herr Assange sollte sich aber tatsächlich Sorgen machen. Abgesehen von diesen durchaus dubiosen Vorgängen, die seit Guantanamo aber niemanden mehr wundern sollten, ist es notwendig für Wikileaks, sich von seinem durchaus verdienten Gründer zu emanzipieren und zu beweisen, dass es sich dabei um keine One-Man-Show handelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist aber gering, weil Assange sich von kritischen Mitstreitern getrennt hat, die jetzt ein eigenes Projekt aufziehen werden. Eh nicht schlecht, sollte Wikileaks untergehen, gibt es wengstens gleich was Neues. Es braucht ein dezentrales DNS DNS, TCP/IP und das ganze Netzwerkzeug ist echt nicht mein Ding, aber spätestens seit der DNS Provider die Wikileaks.org Domain gekappt hat, wurde wieder aufgezeigt, was ohnehin klar war. Unser gesamtes DNS System hängt von den USA ab. Das ist weder im Sinne eines dezentrales Netzes, das auch dann noch funktionieren sollte, wenn wesentliche Teile ausfallen, noch im Sinne der Europäischen Union. Keine Ahnung, wie man sowas umsetzen könnte, aber hier besteht dringender Handlungsbedarf. Es braucht ein einfaches torrent ähnliches System für Wikileaks Warum funktioniert das torrent System so gut? Weil es keine Zentrale gibt und sich deswegen die Musik- und Filmindustrie daran die Zähne ausbeißt. Sie können zwar jeden einzelnen Seeder klagen, aber bekommen dadurch noch lange nicht die Werke aus dem Netz. Wikileaks ist ein wenig wie Napster. Es hält die Daten zentral und ist dadurch leichter angreifbar. Es werden zwar auch jetzt schon die Wikileaks Dokumente auch als torrents angeboten, aber dabei geht es nur um die bereits veröffentlichten. In einem idealen System sollten bereits die geuploadeten Dokumente verschlüsselt in einer Art torrent System aufgespielt und an alle Teilnehmer verteilt werden. Es braucht alternative Zahlungsforme zu Mastercard, VISA und Paypal Andere Zahlungsformen gibt es zu Hauf, aber keine ist so bequem wie die drei. Leider stehen alle drei unter US-Einfluss und Paypal hat bereits den Zahlungsfluss für Wikileaks gekappt. Auch hier sollte die Europäische Union Alternativen fördern, um die Abhängigkeit zu beenden. Es braucht ein Austrialeaks, Germanyleaks, EUleaks etc... Berechtigterweise handelt Wikileaks derzeit nur die großen Fälle ab, kleinere Dinge, die in der Summe aber wahrscheinlich mehr Einfluss hätten, bleiben auf der Strecke. Ich selbst kenne Leute, die z.B. durchaus interessante Vorabberichte aus dem Rechnunghof an Wikileaks übermittelt haben und dort aber nicht veröffentlicht wurden. Deswegen brauchen wir ein Austrialeaks, wo Whistleblower schnell und einfach Dokumente übermitteln können. Ich denke das wäre ein interessantes Projekt fürs CreateCamp.
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