NÖM - Ist Ethnomarketing kontraproduktiv?

grosse_aufregung_tuerkische_milch_44512_1526443597125_1115719607_31529508_5495892_n20100825125152Phillip Sonderegger hat sich im aktuellen GAP mit den türkisch bedruckten NÖM-Milchpackerln beschäftigt. In seiner Analyse kann ich ihm zu Großteil recht geben. Es ist schlicht nicht verständlich, warum ein paar Liter Milch so ein Aufsehen verursachen und so teilweise heftige Gegenreaktionen bis zum Boykottaufruf verursachen. Auf der anderen Seite wurde die NÖM Aktion überschwänglich begrüßt und für ihr Integrationspotenzial gelobt. Und genau da setzen meine Zweifel an. Ich denke, aus der Sicht der Firma NÖM, war es eine gute und kluge Aktion, aber ob es ein Beitrag zur Vielfalt und zur Integration ist, wage ich bezweifeln. Mit der Integration ist das so eine Sache, sie wird oft mit Assimilation verwechselt, dabei heißt zumindest meiner Meinung nach Integration, ein aktiver Teil der Kultur zu werden. Das heißt dann eben nicht, dass jeder Gastarbeiter Schweinsschnitzel essen, einen Trachtenjanker anziehen und ein paar Achterl beim Heurigen trinken muss. Vielmehr wäre es ein Zeichen von funktionierender Integration, dass eben das Mitgebrachte Platz in unserer Gesellschaft hat. Das beginnt beim Dönerstand und endet nicht beim Bau von Minaretten und freier Religionsausübung. Wenn jetzt aber österreichischen Produkte in türkischer Sprache ausgeliefert werden, dann ist das vor allem ein Zeichen von nicht funktionierender Integration. Es ist ein Zeichen dafür, dass Politik und Gesellschaft es versäumt haben, türkische Mitbürger zu integrieren, statt dessen wurden sie isoliert und müssen jetzt mit Ethnomarketing angesprochen werden. Aus der Sicht der NÖM eine tolle Sache, aber aus gesellschaftlicher wohl weniger.
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