Hans Dichand - Tod eines ewig Überschätzten

Heute ist also Hans Dichand verstorben. Neben dem Respekt für sein wirtschaftliches Lebenswerk kann man leider letztlich nicht viel Gutes über den Herausgeber der Kronen Zeitung sagen, der wie kein anderer die österreichische Politik in Atem hielt. Werner Faymann verliert mit Hans Dichand seinen Kommunikationspartner, keine Presseaussendung, kein Interview, kein Fernsehauftritt und auch kein Inserat ging unter Faymann aus dem Bundeskanzleramt, ohne nicht vorher die Auswirkungen auf Dichands Gemütslage abzuwägen. Faymanns Politik bildete den Spitze des Eisbergs an Überschätzung durch die Politik, die Hans Dichand entgegen gebracht wurde. Dichands Kampagnen endeten oft im Misserfolg zum Beispiel beim Volksbegehren gegen den Bau des Kraftwerks Hainburg, bei der Kampagne gegen die Ratifizierung des Lissabon-Vertrags, bei der jüngsten Kampagne gegen Heinz Fischer und bei seiner größten Niederlage gegen die Einsetzung von Schwarz/Blau im Jahr 2000. So unerfolgreich diese Kampagnen bei der Bevölkerung waren, so nachhaltig haben die sie österreichische Politik eingeschüchtert und beeinflusst. So ist die SPÖ heute zur europaskeptischen Partei geworden, freilich ohne dafür die erhofften Liebkosungen durch Cato bei der EU-Wahl zu erhalten, und die ÖVP versucht ebenfalls die Stimmungen der Muthgasse zu erahnen und vorauseilend zu berücksichtigen. Man ist immer nur so mächtig, wie es die anderen zulassen. So gesehen war Hans Dichand sehr mächtig, vor allem weil er immer überschätzt wurde. Für die österreichische Medienlandschaft muss das nicht unbedingt etwas Gutes bedeuten, wohl aber für die Politik. Einzig Werner Faymann fehlt nun der Onkel, den die Fellners wohl nie ersetzen werden können.  Die WAZ wollte schon länger raus aus der Mediaprint und wird die Chance wohl nützen und spätestens dann schlägt Christian Konrads größte Stunde als neuer Eigentümer der Krone. Von der Politik wird auch dann wieder nichts zu erwarten sein, das konnte man gerade heute gut beim Beschluss des neuen ORF-Gesetzes sehen, wo auf Wunsch der Zeitungsherausgeber die ORF Futurezone gekillt wurde und wieder ein Stückchen Medienvielfalt zu Grabe getragen wurde.
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