Die verkehrte Wahl

Den Eindruck hat man als WählerIn eigentlich immer. Das was auf den Wahlplakaten steht, stimmt selten mit der Wirklichkeit überein. Damit ist ausnahmsweise nicht Alfred Gusenbauer gemeint, der die Abschaffung der Studiengebühren und den Rücktritt vom Eurofighterkauf versprach und statt dessen Neutralitätsfighter brachte, sondern dass PolitikerInnen es mittlerweile nicht einmal schaffen, ihren ohnedies weichgespülten Slogans nicht gerecht zu werden. Unser Handeln braucht Werte An sich ein ungefährlicher Slogan, den jeder unterschreiben würde. Die Geister scheiden sich aber schon an der Frage, um welche Werte es sich dabei handeln soll. Heinz Fischer begibt sich erst gar nicht auf diese Diskussionsebene, sondern vermeidet es so gut es geht, sich auch nur den Anschein einer Festlegung auf bestimmte Werte zu geben. In der ATV Sondersendung letzten Sonntag traute sich Fischer nichtmal zu sagen, ob er nach seiner Präsidentschaft seine SPÖ Mitgliedschaft wieder aufleben lassen wird. Dabei wäre das wohl für niemanden ein Problem. Warum der Bundespräsident so ein Problem damit hat, sich zu seinen sozialdemokratischen Wurzeln zu bekennen, bleibt unverständlich, denn auch für bekennende Sozialdemokraten sollte es möglich sein, das Amt überparteilich auszuüben. Sein ewiges herumducksen um ein Bekenntnis zu irgendwelchen Werten, macht selbst diesen unverfänglichen Slogan zur Makulatur. Der böse Sager, der Bruno Kreisky unterstellt und von Fischer bestritten wird, dass Fischer immer dann auf Klo gehen, wenn die Debatte härter werde, gewinnt hier jedenfalls neues Futter. Ohne Mut keine Werte Der direkte und wahrscheinlich auf berechtigte Angriff auf Fischer und dessen mutlosen Wahlkampf, ging ebenfalls total in die Hose. Rosenkranz war von Anfang an in der Defensive und bewies daraufhin weder Mut noch Standhaftigkeit. Aus Angst vor und auf Zuruf von Hans Dichand gab sie - zwar missmutig - eine eidesstattliche Erklärung zum NS-Verbotsgesetz ab und war fortan auf der Flucht. Schön zu sehen war das in einem ORF Report als sie ewig vor der ORF Kamera flüchtete, um sich dieser dann doch gequält zu stellen. Von Mut war in diesem Wahlkampf jedenfalls nichts zu sehen. Es war einer der feigsten Wahlkämpfe überhaupt. Rudolph Gehring... ... führte wenigstens einen unkonventionellen Wahlkampf. Ich habe jedenfalls seine Wahlplakate nicht vermisst. Erfrischend war auch, dass er sich vor keiner Frage und vor keiner Antwort drückte. Slogan hatte der keinen, außer Gott schütze Österreich. Ich persönlich hab ja nichts dagegen, wenn Gott Österreich schützen möge, aber als gläubiger Christ finde ich es sehr Schade, dass sich eine angeblich christliche Partei so sehr auf Ausgrenzung, Kulturkampf und Verbote beschränkt, an statt sich auf Kernpunkte wie den Lebensschutz und die Verantwortung gegenüber der Schöpfung zu konzentrieren. So wird die CPÖ das bleiben, was sie ist, eine Sekte mit einer relativ gut organisierten Basis. Letztlich ist es bedauerlich, wie dieser Wahlkampf gelaufen ist. Vor allem Heinz Fischer hat es verpasst, in einem Wahlkampf, den er ohnehin schon gewonnen hatte, endlich Mut zu zeigen und sich zu demokratischen Grundwerten und einer offenen Gesellschaft zu bekennen. Aber Heinz Fischer bekannte sich bezeichnenderweise bei ATV lieber zur Bauordnung als zur Religionsfreiheit. Zu vieles blieb unkonkret und zu vieles wurde weichgespült. Trotzdem bleibt Heinz Fischer die einzige Wahl am nächsten Sonntag, Spaß wirds aber keinen machen.
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