Genderwahnsinn

Mein Schulkollege Franz Joseph schrieb in seinem Blog vor längerer Zeit: "Gendern ist selbstverständlich!" Auch wenn ich selbst ein ganz schlechter Genderer bin, ganz einfach weil ich etwas anders sozialisiert wurde und deswegen immer wieder vergesse, ein Binnen-I anzufügen und weil ich manche Gendertricks schlicht nicht drauf habe, hat er natürlich recht. Trotzdem bleiben für mich inhaltliche, stilistische und auch logische Vorbehalte gegen einzelne Formen des Genderns. Inhaltlich geht es vor allem darum, dass die Genderdebatte sehr oft von anderen Problemen ablenkt. Ein schönes Beispiel dafür sind die sieben Fragen Gerhard Ladstätters an die Grünen Vorwähler, der gleich zu Beginn den Vorwurf des falschen Genderns ausspricht. Gendern beinhaltet eben auch einen gewissen Formalismus, der sehr leicht zum Selbstzweck werden kann. Das heißt jetzt nicht, dass ich die ganzen "Mitmeiner" verteidigen will, aber es bringt weder die Gleichberechtigung noch einen inhaltlichen Diskurs weiter, wenn jedem Binnen-I öffentlich hinterhergejagd wird, als gäbe es nichts anderes. Und es wird dann kontraproduktiv, wenn inhaltliche Diskussionen von einer Art Genderpolizei mehr oder weniger hintangehalten werden, da es vorher gilt, über die Formalismen des richtigen Genderns zu diskutieren bzw. zu belehren. Stilistisch gibt es für mich beim Gendern ebenfalls ein Problem. Zur Verdeutlichung ein kleines Zitat von Franz Joseph:
Kaum eine politische Diskussion findet statt, ohne dass irgendwann das Thema „Gendern“ auftaucht. Meist so, dass einE BeitragendeR nicht gendert, eineE andereR dieseN darauf aufmerksam macht und schon geht’s los.
Ich gebe zu, ich habe vor einigen Jahren auch beim Binnen-I behauptet, dass es nicht lesbar wäre, was aber definitiv nicht stimmt. Aber dieses Binnen-R macht einen Text tatsächlich unlesbar und zwar deswegen weil die Großbuchstabensetzung nicht konsequent einem Geschlecht entspricht. Dann liest man entweder "Ein Beitragende" oder "Einer Beitragende". Beides Falsch, beides verwirrend, aber das Gehirn daran zu gewöhnen, einen solchen Satz flüssig zu lesen, ist zumindest für mich (noch) ein unmöglicher Vorgang. Aus heutiger Sicht ist es kaum zu glauben, dass Frauen früher ihr Studium mit einem Magister-Titel abschlossen und sich weder Magistra noch Doktorin nennen konnten. Aber die neue Mode, hinter die Abkürzung Mag. ein hochgestelltes a und hinter Dr. ein hochgestelltes in also zum Beispiel Mag.ª zu platzieren, verstehe ich einfach nicht. Welchen Sinn es hat, an Stelle von Mag. Beate Musterfrau Mag.ª Beate Musterfrau zu schreiben, blieb mir bisher verborgen, denn Mag. ist einfach die Abkürzung für Magister und Magistra und das Geschlecht erkennt man in der Regel am Vornamen. Den nächsten Problemkreis bilden falsch angewandte Verweiblichungen von Wörtern, die ein sächliches Geschlecht haben. Das führt dann zu Wortschöpfungen wie Mitgliedin, Grünin, oder Menschin. Aber selbst da ist noch nicht Schluss, auch VäterInnen wurden schon gesichtet. Das ist natürlich gutgemeinter Schwachsinn. Hauptwörter mit sächlichem Geschlecht oder einer weiblichen Entsprechung muss man nicht extra gendern, die sind schon ganz toll im Sinne der Gleichberechtigung gegendert. Ein letztes Problem ist für mich die Verwendung des Indefinitpronomens "man". Da wird ganz schnell ein mensch oder ein frau draus, obwohl man eben schon Mensch bedeutet. Ich bin diesbezüglich wirklich auf Argumente und die Diskussion gespannt.
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