Meine Wahlprognose

Ich kann mich nicht erinnern, wann zum letzten mal meine Wahlprognose richtig gewesen wäre. Meistens wurden meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Eines ist jedenfalls jetzt schon sicher. Der Verlierer wird ungefähr folgendes sagen:
Mein Eindruck im Wahlkampf war ein ganz anderer. Ich habe viel mit den Menschen in diesem Land gesprochen und viel Zustimmung erhalten.
Toller Stehsatz und wir sind alle gespannt, wer ihn sagen darf. Der Satz beinhaltet aber auch ein kleines Quäntchen Wahrheit, denn die Spitzenkandidaten touren zumeist durch Österreich und besuchen dort zum Großteil ihre Anhänger und Parteifreunde. Kein Wunder, dass dann so ein Eindruck entstehen muss. Ein zweiter Stehsatz nach der Wahl hat's mir aber besonders angetan:
Wir werden in Zukunft unsere Botschaften und Inhalte noch besser kommunizieren müssen.
Interessant. Der Satz lässt sich über alle Wahlverlierer aller Fraktionen in den letzten Jahrzehnten zurückverfolgen. Genau betrachtet könnte das auch heißen: Die Leute waren zu blöd für unsere komplexen Themen, oder die Medien haben uns ungerecht behandelt. Nie kommen dabei Selbstzweifel über die eigenen Inhalte auf. Es bleibt immer bei einer Diskussion über die Methodik und nicht über die Sache. Ganz vage will ich aber auch nicht bleiben. Was erwarte ich von dieser Wahl: SPÖ Hannes Swoboda könnte der zweite große Verlierer der Wahl werden. Seine Linie war zu widersprüchlich und deckt sich nicht immer mit schleimerischen Kronenzeitungsunterwerfung seines Parteichefs. Er ist ein guter Kandidat für die obigen Floskeln zumal er einfach den Politikersprech besser drauf hat als Lunacek. Ich freue mich auch schon auf gemainstreamtes Wischiwaschi von Blecha-Kumpanin Laura Rudas. ÖVP Trotz Strasser könnte die ÖVP diesmal erster werden. Das liegt dann aber weniger an der ÖVP oder an Strasser, sondern an einer vom Boulevard innerlich zerissenen SPÖ. Othmar Karas könnte zum  strahlenden Sieger aufsteigen und ein beeindruckendes Vorzugsstimmenergebnis einfahren. Mein Tipp, Karas holt mindestens 40.000 Vorzugsstimmen. Am Wahlabend sind allerdings keine Vorzugssstimmergebnisse bekannt, deswegen wird sich vorerst Strasser als Sieger feiern lassen. Aber mit dem feiern lassen ist das so eine Sache, weiß man doch spätestens seit der Niederlage von Ferrero-Waldner, dass die ÖVP-Anhänger auch dann für die Kamera jubeln, wenn es da gar nichts zu jubeln gäbe. FPÖ Die FPÖ wird zweifelsohne dazu gewinnen, aber unter NR-Niveau bleiben, da HPM mit der Krone einfach zu viele Stimmen abfischelt. Am Wahlabend wird man vor allem von der Schmutzkübelkampagne gegen Martin Graf und die FPÖ sprechen. BZÖ Einen Sitz haben die so gut wie fix. Ewald Stadler wird wieder seinen jenseitigen Sermon ins Mikrofon rülpsen. Für mich die Wahlentscheidung, die ich am wenigsten nachvollziehen kann. Ok, wenn jemand etwas gegen Ausländer hat, dann wählt er FPÖ, aber warum sollte irgendjemand BZÖ wählen? GRÜNE Die Grünen werden ordentlich verlieren. Nachdem die Umfragen bei 8% stehen und die Grünen am Ende meist unter den Umfragen liegen, schwant mir da ganz  böses. Insofern ist Ulrike Lunacek die Top-Kandidatin für die obigen Stehsätze. Bei den Grünen kommt noch hinzu, dass man die Schuld zum Großteil auf Voggenhuber abschieben wird, wie das zum Beispiel Robert Korbei schon vorsorglich getan hat. Hinter vorgehaltener Hand wird man in Wien wohl auch die Grünen Vorwahlen für das schlechte Abschneiden verantwortlich machen. Interessant wird, ob Eva Lichtenberger die benötigten 7% Vorzugsstimmen schafft.  Bei einer Wahlbeteiligung vom 30% und einem Grünen Ergebnis von 10% bräuchte Eva Lichtenberger insgesamt circa 14.000 Stimmen. Meine Stimme hat sie jedenfalls und ich froh, dass sich Eva Lichtenberger spät aber doch dazu entschlossen hat einen eigenen Vorzugsstimmenwahlkampf zu führen. Zum Abschluss meine Schätzung:
ÖVP29%
SPÖ28%
HPM17%
FPÖ12%
GRÜNE7%
BZÖ6%
Was denkt Ihr, wie geht's aus? Tipps bitte hier posten. Der näheste kriegt ein Poken von mir.
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