Linuxwochen Review

penguin-variant2Ich gestehe, ich bin ein totaler Microsoft-Heini. Auf meinem Laptop läuft Vista, am Netbook Windows 7 und ich programmiere mit Visual Studio 2008 für Windows XP, ASP.NET und MSSQL Server. Ich bin also, je nachdem wie man es nimmt, in der idealen Zielgruppe oder ein Hauptfeind für die Linuxwochen. Ich hab mich dafür entschieden, ersteres zu sein und mein Hirn und mein Herz für Open Source zu öffnen! Was hat mich bisher davon, abgehalten Linux einzusetzen? Eigentlich vor allem eine gewisse Eigenheit in diversen Linux-Foren. Da wurde mir schon mal geraten, doch meinen eigenen Treiber zu schreiben oder irgendwas per Kommandozeile zu kompilieren und dann zu debuggen oder ich geriet in Glaubenskriege zwischen die Fronten, was denn nun besser sei KDE oder Gnome. Wie es scheint, haben sich diese "Eigenheiten" mittlerweile entschärft!-) Warum soll man überhaupt Open Source Software an Stelle von lizenzierter Software einsetzen? Dafür gibt es eine Menge Gründe:
  • keine Lizenzkosten
  • ein transparentes Betriebssystem
  • Linux verbraucht im Gegensatz zu Windows weniger Strom
  • keine Abhängigkeit von einer MS-Monokultur
  • geringerer Hardwarehunger der Anwendungen
  • und schließlich Unterstützung für den #fullboycott
Die entscheidenden Faktoren, mich mit Linux zu beschäftigen, sind einerseits die nicht vorhandenen Lizenzkosten, die für ein kleines Unternehmen wie meines mittlerweile ein hoher Kostenfaktor vor allem im Serverbereich geworden sind, und andererseits möchte ich die absolute Abhängigkeit von Microsoft Produkten etwas einschränken. Das heißt für mich nicht, dass ich alle Microsoft Entwicklungen schlecht finde, speziell Visual Studio und den SQL Server werde ich auch weiter einsetzen, aber es wird auch Zeit, andere gute Produkte kennen zu lernen und einzusetzen. Einen interessanten Ansatz verfolgte dabei Martin Leyrer in seinem Vortrag "Open Source und Free Software" unter Windows. Umstiegswillige User sind oft überfordert, wenn sie auf Linux umsteigen und neue Anwendungsprogramme benutzen müssen. Deswegen ist es unter Umständen besser zuerst Open Source Anwendungen unter Windows einzusetzen, um so einen späteren Umstieg auf Linux zu erleichtern, da der User dann schon die Anwendungsprogramme kennt. Am Ende des zweiten Tages wurden uns allen noch einmal kräftig die Leviten gelesen. Kurt Gramlich verdeutlichte uns einmal mehr, wie viel Strom unsere Kisten so verbrauchen und dass es realtiv wenig Sinn macht, mit einem hochgezüchteten Rechner mit Quadprozessor und SLI Grafikkarte zu surfen und eine Email zu verschicken. Ich persönlich werde jedenfalls mein Nutzungsverhalten von Rechnern in den nächsten Wochen einer genauen Überprüfung unterziehen und es entsprechend anpassen. Für Entwickler, die bisher mit Visual Studio unter Windows gearbeitet haben, bot der Vortrag über Mono Einiges. Mono ist eine Open Source Implementierung des .NET Frameworks unter Linux und wird federführend von Novell entwickelt. Mit Mono ist es möglich, in vielen gängigen Programmiersprachen (C#, Java, Python, IronRuby, etc.) für die verschiedensten Plattformen (Windows, Linux, OS X, iPhone, BSD, Wii, Playstation 3) entwickeln. Mono ist teilweise auf einem ähnlichen Entwicklunsstand wie .NET. und bietet so bereits volle LINQ Unterstützung. Vor allem die Multiplattformunterstützung macht Mono für mich interessant, deshalb werde ich mein nächstes Projekt mit Mono versuchen und auf meinem etwas verschlafenen EntwicklerBlog coding.baeck.at darüber berichten. Der dritte Tag stand ganz im Zeichen von Ubuntu. Als erstes stellte Marion Schröfl das demnächst erscheinende Ubuntu 9.04 vor, gefolgt von zwei Berichten aus der Praxis. Besonders interessant war dabei die Vorstellung des Ubuntu Netbook Remix, einer Adaptierung von Ubuntu speziell für die kleinen Bildschirme von Netbooks. Ich habe die Distrubtion derzeit schon am Netbook laufen und bin begeistert, demnächst mehr dazu in diesem Blog. Ein heimlicher Höhepunkt der Linuxwochen war die Vorstellung von JUXlala einer Linuxdistribution speziell für Kinder ab zwei Jahren. Ausnahmsweise  muss ich hier die Stadt Wien loben, die dieses Projekt zu 100% fördert und es damit erst ermöglicht. Gerade im realtiv stiefmütterlich behandelten Bereich der Medienpädagogik sind solche Angebote sehr wichtig. Wusstet Ihr übrigens schon das Softwarepatente scheiße sind? Wahrscheinlich schon, aber man kann es nicht oft genug sagen, dachten sich wohl auch die Veranstalter und versuchten einen Rücklick auf das bisher erreichte und einen Ausblick auf das, was in nächster Zeit kommen wird. Eines ist jedenfalls klar: Von Softwarepatenten profitieren nur die Anwälte und die Patentämter. Für mich den Abschluss bildete ein Workshop zum Thema Krypotgraphie, der mir etwas zu viel geschichtliche und theoretische Apsekte behandelte und wenig Praxisbezug bot. Ich verschlüssle die Festplatte meines Laptops schon lange mit TrueCrypt und werde mich weiter mit dem Thema - hier vor allem der Verschlüsselung von Emails bzw. Nachrichten - beschäftigen. Leider konnte ich den abschließenden Vortrag von Brian King, dem Präsidenten der Mozilla Developer Foundation, nicht mehr hören, sehr schade. Übrigens,  den kurzweiligsten Vortrag lieferte ganz bestimmt Hans-Jürgen Schönig über Skalierung von PostgreSQL Datenbanken ab. Ich hab zwar relativ wenig von dem verstanden, was er fachlich erzählt hat, und man kann seine lebendigen Fallbeispiele hier nur schwer nacherzählen. Aber ich empfehle jeden, seine Vorträge zu besuchen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Für mich haben die Vorträge insgesamt viel Neues gebracht. Wie eingangs erwähnt, werde ich verstärkt auf Open Source Software umsteigen. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch für die Veranstalter. Die gesamte Veranstaltung bot zu wenig für absolute Neulinge, die ohne Technikaffinität vielleicht auf Linux umsteigen möchten oder sich dafür interessieren. Vielleicht kann man dem mit Installationsparties und eigenen Workshops dazu beim nächsten Mal entgegen wirken.
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