Katholische Taliban? WTF?

Als Katholik wird man von Gott in den letzten Tagen schon gehörig auf die Probe gestellt. Wenn gerade Wiederaufgenommene den Holocaust leugnen oder ein frischgebackener Weihbischof in Harry Potter Romanen den Satan persönlich erkannt haben will, kommt man schon ins Grübeln, was sich der Heilige Geist dabei gedacht haben mag. Aber solche Krisen sind eben nicht der Zeitpunkt sich von der Kirche abzuwenden, sondern die Kirche aktiv und mit dem Gebet zu unterstützen. Das mag jetzt für viele meiner Leser befremdlich klingen, aber über Glaubensfragen kann man ohnehin nicht diskutieren. Noch nie waren die Antworten der Kirche auf die Probleme unserer Zeit so angebracht. Lange Zeit war zum Beispiel Papst Johannes Paul ein einsamer Rufer gegen den Raubtierkapitalismus, aber das wird gerne vergessen, wenn ein Pfarrer aus Windischgarsten aber auch keinen Fettnapf auslässt. Leider verpasst hier die Amtskirche viele Möglichkeiten Alternativen anzubieten zu Gunsten einer Öffentlichkeitsarbeit, die vor allem aus rotzigen Sagern besteht. Für mich befremdlich ist aber, woher die große Empörung kommt. Ich kann noch verstehen, wenn sich die deutsche Bundeskanzlerin - obwohl evangelische Pastorentochter - berufen fühlt, zum Holocaust-Leugner Williamson Stellung zu nehmen, da sich für sie ein Art historische Verpflichtung ergibt. Aber was denkt sich zum Beispiel der von mir sehr geschätzte Robert Misik dabei, wenn er die Katholiken pauschal mit den Taliban in einen Topf wirft? Mit den den Taliban? Mit einer Terrorvereinigung verantwortlich für 9/11, für öffentliche Massenhinrichtungen, Steinigungen, Folter und noch viele andere menschenverachtende Grauslichkeiten. Werden da nicht vor allem Ressentiments aus der ideologischen Mottenkiste ausgegraben, wenn zum Kirchenaustritt aufgefordert wird? Misik ist dabei aber nicht alleine, den Hang, Katholiken zum Austritt aufzufordern, hat er mit Florian Klenk und mit dem mittlerweile bekennenden Katholiken Werner Faymann gemeinsam. Neben diesem offensichtlichen Begleichen alter ideologischer Rechnungen, stößt mir vor allem die Vehemenz sauer auf, mit der die Kirche kritisiert wird. Unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftpolitischen Relevanz, die die katholische Kriche noch hat, ist diese nämlich schwer überzogen. Bischofsbesetzungen sind nach den Katastrophen Groer und Krenn zu einem Medienspektakel geworden, bei dem  jede Aussage des Ausgewählten auf die Goldwaage gelegt, jeder Pfarrbrief aus dem Jahre Schnee nachgelesen wird, um noch eine politisch korrekt empörte Kolumne schreiben zu können. Mein persönlicher und zugegebenermaßen rein subjektiver Eindruck ist, dass jedem Hassprediger in einer Wiener Moschee mehr Verständnis entgegenbracht wird als jedem einzelenen Wiener Pfarrer. Zum Schluss eine kleine Klarstellung. Ich teile die kolportierten Aussagen von Weihbischof Wagner zum Großteil nicht, aber ich weiß, dass diese eben nicht repräsentativ für unsere Kirche sind. Also: Austrittsaufforderungen sinnlos!-) Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Internetdebatte im Falter fortgesetzt werden sollte.
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